Rudolf L. Reiter - Wandlung eines Künstlers
R. L. Reiter ist der Metaphysiker unter den informel- len Künstlern. In Bildinszenierungen von meditati- ver Ruhe geht der 65-jährige Deutsche den großen Fragen des menschlichen Daseins nach: Tod und Geburt, Körper und Geist, Natur und Zivilisation. Der Maler rakelt Farbfelder auf großflächige Lein- wände - reduziert dabei Farbe und Gestik, die Lein- wand wird zum Vibrationsträger, zeigt den Men- schen die unterschiedlichen Zustände des Seins auf. Der Mensch im Kräftefeld der Elemente Wasser, Feuer, Erde, Luft. Der Künstler will mit seiner Arbeit zeigen, dass „alle“ Handlungen und Erscheinungen nur die Sichtbarwerdung, Manifestation der dahin- ter stehenden Energie sind. Alles Geschehen ereignet sich in einem ganz be- stimmten Energieraum, einem energetischen Umfeld, sei es Geburt oder Tod, ebenso die ganze Spanne aller dazwischen liegenden Ereignisse oder Zustände. Durch die Anordnung der Farbe will er „eine Intensität erreichen, die unmittelbar wirksam und erfahrbar ist“. Sein dreiteiliges Bild „Bis unsere Leben wieder eins sind...“ stellt als „Lebensband“ das Leben von Ge- burt bis zum Tod dar, mit seinen Höhen (Licht) und seinen Tiefen (Dunkel). Die Durchgänge durch die einzelnen extremen Stadien des Seins bewirken Wandlung und Veränderung und somit auch Evo- lution. Die einzelnen Elemente dieser mehrteiligen Arbeit lassen sich untereinander austauschen, so dass unterschiedliche Daseinsabläufe veranschau- licht werden können. In seinen Notizen zu „Bis unsere Leben wieder eins sind...“ verweist Reiter auf die Physikalische Er- kenntnis, dass auch das kleinste Ding - ein Tropfen Wasser, ein Sandkorn - eine Manifestation des gan- zen Universums sei. Er zitiert seinen Lieblingsdichter Jalaluddin Rumi, einen islamischen Mystiker des 13. Jahrhunderts: „In jedem Moment entsteht und vergeht eine Welt, das bedenke für dich!“ Jeder Moment birgt Tod und Erneuerung. Bei der Kunstaktion „WannenKunst 2008“ zeigte Reiter wohl die umfassenste existenzielle Arbeit der letzten Jahre. „Erste Wanne - letzte Wanne“ heißt seine gigantische farbenprächtige Gemäl- decollage, (50 qm) die vom Fruchtwasser umspül- ten Ungeborenen bis zum Tod in der Badewanne reicht, wobei er mit Jacques-Louis Davids „Der Tod des Marat“ eines der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte zitiert. Die Wanne als Endstation im Kreislauf von Werden und Vergehen. Stimme des Lebens, Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm, 2004
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