Rudolf L. Reiter - Mit der Seele sehen
Mit der Seele sehen Rudolf L. Reiter Das Spätwerk – Triptychon Wann kann man vom Spätwerk eines Künstlers sprechen? Rudolf L. Reiter hat das für sich ziemlich genau definiert. Aus dem Jahr 2016 ist von ihm die Äußerung bekannt: „Das Spätwerk ist eingeläutet“. Nach dem Tod seiner Frau, nach den schlimmen Er- fahrungen schwerer Krankheit und Todesnähe empfindet er selbst sein gegenwärtiges und kommendes Schaffen als Höhepunkt und Vollendung, ohne dass er in Stil oder Ausdruck gravierende Ände- rungen ins Auge fassen würde. Aber alles wird intensiver: Gegenwart wird bewältigt im Bewusst- sein gewandelter und sich fortwandelnder Beschaffenheit von Zukunft und Vergangenheit und im festen Glauben an Wiederkehr und Wiedergeburt - wenn auch unverkennbar in resignativer Grundstimmung. Nach wie vor lässt er sich nicht festlegen auf ein einziges Genre, schafft er informelle Bilder, deren Farben weich zu explodieren scheinen wie in „Kamasutra“ (2016), nach wie vor kann er verzaubern mit durchsichtigen Landschaften, in denen man sich als Betrachter verlieren möchte und die doch so fern und unbetretbar erscheinen, dass man vor Sehnsucht zu verge- hen scheint. Reiter hat noch nie eine seiner Schaffensperioden für beendet oder für überholt erklärt, nur eines ist klar: Er sammelt, rekapituliert, versucht den Wandel beständig und das scheinbar Unverrückbare flexibel zu machen. Und er sucht den Sinn dahinter greifbar zu machen, indem er seine Kunst und sein Schaffen mit Religion und Philosophie, mit theosophischem Gedankengut, angelehnt an den von ihm verehrten Anthroposophen Rudolf Steiner, mit orientalischem Mythos und fundamentalen Erlösungsvorstellungen konfrontiert. Aus dieser Grundhaltung heraus ist auch seine neue Installation zu sehen: Das Triptychon „Mit der Seele sehen“. Triptychen haben eine lange Tradition, sie kommen aus der christlich-religiösen Ikonographie: Matthias Grünewald, Albrecht Dürer, Hans Memling oder Veit Stoß, um nur einige zu nennen, haben weltbekannte Altartafeln in der Form geschaffen, in der sich drei Darstellungen in unterschiedlicher Ausprägung auf- einander beziehen, dabei gleichzeitig selbständig stehen und trotzdem ein Ganzes bilden, nur gemeinsam interpretierbar, aber einzeln betrachtbar. Der religiöse Charakter ist unverkennbar, dreifach und einig, dreieinig. Das Triptychon ist in der Kunst der Klassischen Moderne vielfach verwendet und interpretiert, von Kokoschka, Otto Dix, Francis Bacon oder Max Beckmann zum Beispiel. Letzterer hat nicht weniger als zehn großformatige Triptychen geschaffen, keineswegs allerdings aufgeladen aus christlicher Motivik, sondern in unterschiedlichster Thematik und Konstellation. Er hat auch interessanter Weise für seine nicht einfach lesbaren Triptychen nie eine Deutung vorgegeben, sondern erklärt, es sei Aufgabe des Betrachters, eine solche zu finden. Als sein Galerist für einen Kunden eine Deutung für ein Triptychon erfragte, antwortete Beckmann, man solle sein Bild an ihn zurückschicken, seine Bilder trügen Wahrhei- ten, die durch Worte nicht wiedergegeben werden könnten, er könne mit seinen Bildern nur zu Leuten sprechen, die einen “ähnlichen metaphysischen Code“ besäßen. Aus einem ähnlichen Geist heraus hat Rudolf L. Reiter sein neuestes Triptychon geschaffen. Er hat sich im Übrigen schon früher mit diesem Kunstformat in Korrespondenz mit dem Maler Gerhard Richter aus- Man Lauf ter 90 B gehe Mitg im S rato jetz t den in E Obe Erdi der I Wer der Den kung rige in d zu s Woh des meh ne ü weg die Staa tig Berg Das 201 zur 49 L stell ding der i Im November 2001 gründen Freunde und Förderer des Künstlers die Sammlung Rudolf L. Reiter. Hilde Reiter hat in den drauf- folgenden J hren bis zu ihrem tragisch n Tod unermüdlich die Sammlung aufgebaut, gef ördert und belebt. Es ist ihr gelungen in dieser Zeit 44 Exponate für die Sammlung zu gewinnen. Museum Sammlung Rudolf L. Reiter, Katharina-Fischer-Platz, Erding. Sammlung Rud bl ibt in Erding
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