Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom
40 R. L. Reiter „Ref lexionen der Unendlichkeit“ Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, 2017 des Vorbilds, und ihnen scheint das Eigene zu fehlen. Reiter bleibt dennoch in Farbverläufen und dem Aufsetzen der Blüten auf dem malerischen Untergrund sichtbar. Gleichwohl wirkt er eher wie ein Kopist des Franzosen. Tatsächlich möchte Rei- ter nach eigener Äußerung „Ähnliches nachempfindend“ auf das Blatt oder die Leinwand bringen. Dürfe denn nach Monet keiner mehr Seerosen malen? Der Künstler sagt bestimmt: „Man soll ruhig diesen Dialog führen.“ Den Impressionismus habe Monet – meint Reiter – aufgrund seiner Sehprobleme verlassen und unbewusst zur Verfremdung gefunden. Wenn der Franzose länger gelebt hätte, wäre er zum Informel ge- kommen. Selbstbewusst fügt Reiter an: „Wo er aufgehör t hat, da hat ein Reiter weitergemacht.“ Wie oft bei Reiter verbirgt sich die Lösung des Rätsels, wie je- mand, der auf eine eigene Stilpalette zurückzugreifen vermag, sich plötzlich in Nachahmungen verlier t, unter der Oberflä- che. Von Hommage und Verneigung vor einem der großen Beeinflusser des Informel zu schreiben (Reiter selbst spricht durchaus von Reminiszenz), wäre viel zu kurz gegriffen. Bei al- ler Nähe zum Vorbild bleibt sich Reiter treu. „Seerosenteich“ von 2014 ist 100 x 120 cm groß, „Spiegelung“ von 2016 100 x 100 cm – typische Formate bei Reiter. Die wie ins Bild hän- genden Weidenzweige und die Spiegelungen gehen auf nach unten verlaufende Farbe zurück. Auch die Wasseroberfläche ist nicht mit kräftigem Pinselauftrag hingesetz te Farbe. Mal eher informell hingegossen wirkend, mal eher glatt ähnelt das nicht im Entferntesten dem Monet‘schen Duktus. Selbst die
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