Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom

294 Erding I Die Überzeugung, dass das Leben aus Metamorpho- sen, aus Wandlungen, besteht ist die Philosophie, die den Wer- ken des Erdinger Künstlers Rudolf L. Reiter zu Grunde liegt. Rückbesinnen auf das, was für das Leben und Weiterkommen des Menschen wichtig ist, so formulier t es der gebür tige Er- dinger selbst. Dabei steht für ihn eines fest: Alles fließt - panta rhei. Das bedeutet für ihn, dass alles immer wieder kommt, ewige Wiederkehr. Mit „Zeit der Wiederkehr“ ist auch sein Zyklus überschrieben, der jetzt im Juni 2006 mit der Aktion auf Island zu seinem Höhepunkt und Ende gekommen ist. Die Idee für den Zyklus ist in Reiters zweiter Heimat, Norwegen, entstanden, vor rund zwölf Jahren. Dor t, wo er dank seiner Beschäftigung mit dem Schriftsteller Knut Hamsun in Hamaroy einen Anlaufpunkt gefunden hat, wo er Ehrenbürger der Stadt geworden ist, entwickelt er das Konzept, Bilder den vier Ele- menten zu überlassen. Wasser, Luft, Erde, Feuer sollten ihren Teil zu einer Wandlung beitragen und den menschlichen Anteil in den Hintergrund stellen. 1995 macht das Element Erde den Auftakt: Im Münchner Olympiapark lässt Reiter drei großfor- matige Gemälde im Erdreich vergraben, um sie erst fünf Jahre später wieder zu heben. Akt Nummer zwei: das Wasser. Vor der Küste Floridas senkt der Erdinger Künstler drei weite- re Werke in die See - wobei sich das Wasser widerstrebend zeigt. Denn zwischen die drei Bilder sind unglücklicherweise Holzkohlen gelegt worden - ein Floß. Eine Wandlung, an die Reiter nur ungern denkt - „ich habe fast einen Herzinfarkt er- litten, sie mussten mich ins Hotel bringen“. Aber irgendwann bleiben die Bilder dank technischer Verbesserungen am „Floß“ doch unter Wasser. Im selben Jahr, 1998, hängt Reiter an der „ART-Autobahn“ bei Mainburg drei weitere Leinwandfahnen in die Luft. Für Überraschung sorgen damals die Menschen: Die Bilder werden erst einmal gestohlen. Schlusspunkt des Zyklus ist nun Island, das Feuer. Die Macht des Feuers hat Rei- ter vor zehn Jahren erfahren, wie er erzählt. Nämlich, als sein Atelier brannte. Deshalb soll dieses Element nun den Schluss- und Höhepunkt des Zyklus bilden. Zwar hat wieder die Natur die Pläne nach ihrem Ermessen angepasst - nämlich den Weg zur auserkorenen Lavaspalte wegen Schnees unpassierbar ge- macht. Demnächst sollen die mit Bitumen getränkten Bilder Ausstellung in Reykjavik: Rudolf L. Reiter im Gespräch mit Botschafter Johann Wenzl vor einem seiner Werke Die wiederkehrende Kraft der vier Elemente Wasser - Erde - Luft - Feuer „Zwischen Genie und Wahnsinn ist ein schmaler Grat.“

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