Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom

293 Spontane Kunstaktion vor der Kulisse des Teufelwasserfalles. Ein informelles Werk entsteht. Doch auch dieses Ereignis wendet sich letztendlich zum Gu- ten, ähnlich der Aktion in der Lavaspalte. Die Ausstellungsbil- der nämlich holt Galerist Saevar Karl problemlos am Flughafen ab, und wie geplant kann Reiter am Ende der vier tägigen Reise bei heimischem Bier eine Vielzahl weiterer Werke Publikum und deutschem Botschafter Johann Wenzl in Reykjavik prä- sentieren. Und die Neufassung der Aktion in der Lavaspalte hat auch ihr Gutes. Nach gut einer Stunden werden die Fah- nen wieder eingerollt. Nicht hängen gelassen, wie ursprüng- lich geplant. „Die Würden keine drei Tage dor t hängen“, meint Ar thur Bollason. Dann wären sie in Touristenhand. Sobald die nordische Sonne den Schnee schmelzen lässt, werden isländi- sche Helfer die Fahnen in die ursprünglich ausgesuchte Spal- te hängen, befestigen. In zwei oder drei Monaten will Reiter zurückkehren, eingeladen von der Stadt Akureyri. Die Stadt ist stolz auf das Projekt. Förmlich laden Stadtrat Hialti Jon Sveinsson und Kulturreferent Thorgnyr Dyrfjürd den Erdin- ger Künstler zu einem vierwöchigen Aufenthalt ein. „Das wer- de ich wohl machen“, sagt Reiter und ist bereit, eine weitere Wandlung im Projekt zu akzeptieren. Die Bilder bleiben somit nur zwei Monate im Dampf hängen. Aber so eine unerwar tete Metamorphose hat auch ihr Gutes: „Eigentlich war es besser so“, findet Reiter. Und sieht sich bestätigt: „Der so genannte Zufall richtet es schon.“ Der Zufall hat hervorragend gewirkt, muss Reiter zugeben. Diese Verbindung in dieser Form Lava- kamin, Dampf, Bilder, Menschen, werde es in dieser Form nie mehr für Dritte sichtbar geben. „Das ist einzigar tig.“ Wobei sich der Künstler eine ganz andere Wandlung durch das Feuer gewünscht hatte. Seine eigene Philosophie, die Überzeugung, der Mensch habe nicht alles im Griff, hat den 62-Jährigen bei seinem Projekt am Polarkreis eingeholt. Die Natur hat nicht mitgespielt, wie geplant, die Menschen ebenfalls nicht. „Es ist nicht die Metamorphose, die wir wollten, obwohl, man muss wohl darüber hinausdenken.“ Island erforder t das.

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