Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom
292 Jugendjahren Schafhir te und als absoluter Exper te geltender Isländer, lässt Luft aus den Reifen seines Geländewagens und star tet zur Erkundung. Diese bestätigt seine erste Annahme. Ein Fußmarsch durch die Berge aus erstarr ter Lava, Schutt und kantigen Brocken würde mindestens drei Stunden dauern. Reiter berät mit seinen Gefähr ten - Freunden, dem Fotogra- fen Emil Thor Sigurdsson und Ar thur Bollason - Kenner seines Landes, Pressesprecher der Fluglinie Icelandair. In diesem Fall einigt sich die Runde schnell: Probehalber die Bilder in eine La- vaspalte an einem viel begangenen Touristenweg hängen. Die Bilderrollen werden geschulter t, Reiter und seine Begleiter stapfen los bei nun schon eisigem Wind, vorbei an erstarr ten Lavamassen, an brodelnden Schlammtöpfen, an gelb schim- mernden, von dampfendem Wasser überflossenen Hängen. Schwefelgeruch attackier t die Nase. Das Element Feuer spar t nicht an Hinweisen auf seine Gegenwar t. Die Aktion läuft. „Dabei bin ich gar kein Aktionskünstler“, sagt Reiter über sich selbst. „Aber die Aktionen sind nötig, um die Philosophie rü- ber zu bringen.“ Um die Menschen aufmerksam zu machen, sie aufzurütteln. Dafür der Aufwand, der Flug nach Reykja- vik, weiter in den Norden nach Akureyri, die 100 Kilometer Fahr t in die Lavawildnis im Nordosten der Insel. Doch Reiters ureigenstes Motto „Alles fließt, panta rhei“ hält immer wie- der unangenehme Uberraschungen bereit, wie zum Beispiel den Zoll, der bei der Einreise erst mal die für eine weitere Ausstellung in Reykjavik mitgenommenen Bilder konfiszier t.
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