Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom
288 Erding / Akureyri I Die ersten Touristen bleiben stehen, foto- grafieren und versuchen zu ergründen, was sie da eben fürs Reisealbum festgehalten haben. Durch die Schwaden schim- mern kräftige bunte Farben, dahinter erhebt sich im Halbrund aufgetürmte erstarr te schwarze Lava. Eine fast feindselige Ge- gend aus Grau, Braun, Schwarz, die ihre Besucher herausfor- der t, und in der die kräftigen Farben fehl am Platze scheinen, Sie sind es. Sechs Meter lange Bilder sind es, Leinwandfahnen, die der Erdinger Künstler Rudolf L. Reiter in eine Lavaspal- te im Norden Islands versenkt hat. Es ist der Abschluss ei- ner groß angelegten Aktion, die der Erdinger Künstler 1995 begonnen hat. „Zeit der Wiederkehr“, nennt der 62-Jährige diesen Zyklus, in dessen Lauf er seine Werke den vier Ele- menten ausgesetzt, Erde, Wasser, Luft und Feuer die Gele- genheit gegeben hat, Hand an seinem Werk anzulegen (sie- he Kasten unten). Island ist die letzte Station, das Feuer ist an der Reihe, seine Arbeit zu tun. Eine gute Wahl, rechnen doch die Isländer im Durchschnitt alle fünf Jahre mit einem Vulkanausbruch auf ihrem Eiland, die einzige Erhebung des mittelatlantischen Rückens, wo die nordamerikanische und die eurasische Platte aufeinander treffen. Nicht nur deshalb passt Island. Die schroffe Landschaft liegt Reiter. „Island, das ist das Land des Feuers, da strahlt es wie eine Hochstromleitung.“ In der Tat. Das Feuer erledigt seine Aufgabe prompt. Schon nach einer Stunde hat die Leinwand trotz des eisigen Windes, der Genesis – Feuer eine Kunstaktion am Polarkreis Ausstellung in der Galerie Seavar Karl Reykjavik, Island, 2006
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