Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom
286 Blaise Pascal dachte: „Was ist der Mensch in der Natur? Nichts gegenüber dem Unendlichen, alles gegenüber dem Nichts, eine Mitte zwischen dem Nichts und dem Alles.“ Wenn der Philo- soph mit Wor ten diesen Taumel der Schöpfung ausdrückte, der früher oder später alle Menschen beseelt, so formulier t der deutsche Maler Rudolf L. Reiter mit Farbe, Tusche und Materie seine romantische Auffassung der Welt - im Geis- te eines modernen Caspar David Friedrich - wo die kleine Unendlichkeit der großen Unendlichkeit gegenübersteht, ge- nauso wie es sich verhält mit Mikrokosmos und Makrokos- mos. Zur Entdeckung dieses schöpferischen, mit Spiritualität und Philosophie gefärbten Weges präsentier t die Galerie des Schlosses Bourglinster bis zum 21. April eine Retrospektive der letzten I5 Jahre von R. L. Reiters Arbeit. Reiter, geboren 1944 ini bayerischen Erding, schließt sich nach seinem Typo- graphie- und Graphikstudium einer Gruppe von Künstlern in München an und eröffnet dann 1976 in seiner Gebur tsstadt sein eigenes Atelier. Inspirier t von Lektüre und Kontakten zu großen Männern der Kunst wie Joseph Beuys motivier t R. L. Reiter seinen eigenen Esprit und seine persönliche Entwick- lung, indem er graphische Werke, Öl- und Acrylbilder auf Tuch sowie Skulpturen schafft. International anerkannt und geehr t mit zahlreichen Preisen sowohl in den USA als auch in Eu- ropa drückt der Künstler seine Lebensphilosphie sowie seine pantheistische und an Rousseau orientier te Naturvision aus über den Umweg in bildliche, in Nebel gehüllte Landschaften voller Sentimentalität à la Corot, die fast mit Händen zu grei- fen sind. Wir stellen fest, dass der einmalige Charakter von R. L. Reiters Werk eben diese angeborene, impulsive Transpo- sition ist, notwendig in seiner Arbeit; die bildliche Darstellung wird nicht verleugnet, sie entwickelt sich einfach und natürlich hin zur informellen Kunst, zu einer anderen Realität, jener des inneren und spirituellen Lebens des Schöpfers. So erlauben gestische Wirkung, Material und Farbe dem Künstler, mit sei- nen philosophischen, kosmogonischen und ökologischen Inspi- rationen zu spielen. Abgeleitet von den “Reflexionen“ rufen starke, dynamische Werke, fibrierend in flamboyanten und leuchtenden Klängen, auf symbolische Weise die Elemente wach. Denn Reiters Inspiration ist in der Tat von der Natur Schloss Burglinster, Luxemburg Réflexion et métamorphose Rudolf L. Reiter in der Galerie des Schlosses Bourglinster – Luxemburg Die Körper sind harmonisch, von einer großen Reinheit, als hätte Pygmalions Hand für Reiter den Meißel oder die Spachtel geführt.
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