Rudolf L. Reiter - Gegen den Strom

8 Das erste Mal muss in der Galerie Färbergasse gewesen sein. Ein zau- seliger Irrwisch, der vor Ideen sprühte und nicht wusste, was er zu- erst anpacken sollte. Damals war der Bart noch schwarz, sein Drang zu Höherem kaum zu bremsen. Nur eine konnte ihn seinerzeit unter Kontrolle halten: Hilde, der ruhende Pol, der gute Geist. Sie griff meistens im richtigen Moment ein und kanalisierte die Ener- gien, mit denen der Mittzwanziger vorangetrieben wurde. Aber auch sie durchpflügte noch Neuland und manövrierte meistens mit dem Instinkt einer Geschäftsfrau. Die Vernünftige mit beiden Beinen auf der Erde und der von Ge- fühlen und Träumen getriebene Höhenflieger. Ein Dream Team so- zusagen, das die Welt erobern wollte, diese aber bis dahin nur in Umrissen kannte. Hilde und Rudolf L. Reiter waren ein Paar, das zuerst einmal auf- fiel und Stoff zum Nachdenken lieferte. Sie passten in kein Schema, wehrten sich auch dagegen. Es war keine „Masche“, wie die sich zahl- reich formierenden Gegner rasch verkündeten – es war Natur pur, Fleiß und Ausdauer. Und dazu eine Handvoll Glück. Viel Glück. Gehören zur Malerei nicht auch Talent, Können, Ideen, die kein ande- rer hat? Natürlich. Das trieb den Reiter ja voran. Er musste sich aber erst einmal von Hügel zu Hügel tasten. Die hohen Berge waren noch weit weg, nicht einmal in Schemen zu erahnen. Ausstellung Gisela Aulfes - Aquarelle, 1977, Galerie Fär- bergasse. Links neben Reiter, in der Bildmitte, Wilhelm Dietl. Waldfest mit Freunden, 1989 Wilhelm Dietl Vier Jahrzehnte mit Reiter

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