Rudolf L. Reiter

nennen“. 4 Und deshalb forderte er eine Landschaftsmalerei, in welcher die Natur als Symbol, als Hieroglyphe nur geachtet wird und man genug getan zu haben glaubt, wenn die Objekte nur so weit kenntlich wurden, daß ihre symbolische Bedeutung empfunden werden kann 3 . Solche beseelten Landschaften malt Rudolf L. Reiter, und im Laufe der Zeit hat er dafür ein Repertoire an Motiven entwickelt, das er in seinem Atelier immer wieder abrufen kann: die Rückenfigur, die ähnlich wie bei Friedrich stellvertretend für den Maler und für den Betrachter in der Landschaft steht und auf die Einheit von Mensch und Natur hindeutet; die Pforte und der Torbogen als Symbole für die Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen Dies- und Jenseits; der schon erwähnte Regenbogen; der helle Schein am Horizont, wo Himmel und Erde ineinander übergehen, der Unendlichkeit, Transzendenz imaginiert; die Ruine, die auf das Werden und Vergehen, auf die Geschichte der Landschaft verweist. Reiters Landschaften sind keine topografischen Darstellungen, sie gehen auf innere Bilder zurück und bleiben fiktiv. Es gibt unter den bekannteren zeitgenössischen Künstlern nicht viele, die sich mit Landschaftsmalerei beschäftigen. Deshalb sei hier nur einer, der Maler Gerhard Richter, erwähnt, der ebenfalls mit scheinbaren Stilwechseln arbeitet: Parallel zu der Reihe „Abstrakte Bilder“ legt er nach wie vor vordergründig gegenständliche Bilder vor, die nach fotografischen Vorlagen entstehen und unter denen oft auch Landschaften sind. Nicht nur deshalb hat man Richter auch in einen Zusammenhang mit der Romantik gebracht, 5 eine Annahme, die leicht zu widerlegen ist: bleiben in diesen unscharf erscheinenden Fotovermalungen und -verwischungen doch immer die medialen Bedingungen der Fotografie bestimmend. Ein Bezug zur Malerei Rudolf L. Reiters ist andererseits auch bei den „Abstrakten Bildern“ nicht festzustellen, in denen Richter mit großen Rakeln Farbschichten übereinander legt und verwischt. Richters Bilder legen die unendliche Vielfalt als Möglichkeit offen, sie sind Malerei über Malerei. Insofern kann Richter als Maler der Postmoderne gelten, wo Rudolf L. Reiter wie beschrieben noch ganz der Moderne verhaftet ist. Anfangs war es die informelle Malerei der 40er und 50er Jahre, an der Seite I 34

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