Rudolf L. Reiter

Seite I 333 Plakate sowie den Katalog zu entwerfen und zu drucken. Damit macht sich Reiter einen Namen. Zwei Jahre später ermuntert ihn Josef Egner zu einer Ausstellung. Egner war nicht nur bekannter Autohändler in Erding, er war auch ein deutschlandweit anerkannter Sammler, dem es gelungen war, wichtige Werke verschiedenster Stilepochen zu erwerben. In dessen Autohaus an der Landshuter Straße hat Reiter seine erste große eigene Schau. Sie bringt ihm viel Renommee ein, weil Egner in der Stadt ebenso anerkannt wie beliebt ist. In der Retrospektive sagt Reiter, Erding und seine Bürger hätten ihn zeitlebens geprägt, doch das bereits in der Kindheit ambivalente Verhältnis zu seiner Heimat ändert sich nicht. Er bleibt ein kritischer, ja manchmal sogar polternder Geist. So betrübt es ihn bis heute, dass sich in Erding trotz seiner rasanten Entwicklung für die Kunst kaum etwas zum Besseren verändert hat. Unter anderem beklagt er das Fehlen von Ausstellungs- und Atelierräumen für junge Künstler. Dennoch: Erding und Reiter, diese Verbindung ist untrennbar, was sich an einigen Punkten festmachen lässt: Das ist zum einen die Galerie am Rätschenbach, zum anderen die 2007 eröffnete Sammlung Rudolf L. Reiter in den Räumen der Fischer’s Wohltätigkeits-Stiftung im Bräuhausviertel am Katharina-Fischer-Platz. Dort, auf einer hohen, schlanken Säule steht auch seine Statue des St. Prosper, Schutzpatron der Herzogstadt. Nicht zuletzt schuf er im öffentlichen Raum zwei Statuen von Friedrich und Katharina Fischer, die als bedeutendste Gönner Erdings gelten. Ebenso ungewöhnlich wie mutig ist ein Projekt, das Reiter mit dem damaligen Stadtpfarrer von St. Johann anging. Josef Mundigl gibt Rudolf L. Reiter den ehrenvollen Auftrag, zwei Altarblätter zu dem Thema Apokalypse und Genesis zu schaffen. Hier ist der bereits angedeutete zweite Anknüpfungspunkt zu Caspar David Friedrich. Auch er schuff zwei Altarblätter für seine Heimatstadt Greifswald. Reiter gibt zu, selbst nicht allzu viel in das zum Teil gespaltene Verhältnis zu seiner Heimat zu investieren. Im Gegensatz zu früheren Jahren “finde ich heute weder Raum noch Zeit, mich für die kulturelle Arbeit vor Ort

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