Rudolf L. Reiter
Seite I 308 dem Feuer unterschiedliches Rauchwerk zugibt, verströmt es jeweils einen anderen Duft. Danach habe es seinen Namen. Das Feuer selbst, behauptet Parmenides, wird vom Geruchssinn nicht erfahren, aber das Räucherwerk seinen Duft nur durch das Feuer entfalten. In diesen Erscheinungen ist Gott als deren Lebenskraft innewohnend. Andere Überlegungen lieferte der Arzt Empedokles (um 470 v. Chr.). Er ging davon aus, dass sich die dingliche Welt aus den vier Elementen Erde, Luft, Feuer undWasser zusammensetzt. Zwei Grundkräfte, die Liebe (Freundschaft/ Anziehung) und der Hass (Streit/Abstoßung), wirken auf die Elemente ein und schenken ihnen ihre unterschiedliche Gestalt. Sein Weltbild ist dabei zyklisch: Werden und Vergehen gibt es nur bedingt. Am Weltenanfang, wo allein die Liebe existierte, waren die vier Elemente untrennbar vermischt. Erst später entstanden durch ihre Entmischung die Dinge, und dann die Pflanzen, Tiere und Menschen. Der Mensch entkommt nach Empedokles dem Schicksal ewiger Wiedergeburt nur durch asketische Reinigung. Am Ende der Welt fließt bei dem Philosophen alles wieder untrennbar zusammen. Nach dessen Ansicht war Krankheit daher vor allem eine Störung des Gleichgewichts der vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft). Die stoische Lehre entwirft ein „künstlerisches Feuer“ als aktives Lebensprinzip. Dabei setzt die Kunst auf ihre eigenen Gesetze. Feuer kann aber, wie jedes andere Vermögen, nicht ohne Körper tätig werden. Schließlich geht einer der berühmtesten Philosophen der Antike, Aristoteles (um 350 v. Chr.), von einem endlichen, sphärischen Universum aus, in dessen Mitte sich die Erde befindet. Diese bestehe aus den vier Elementen: Erde, Luft, Feuer und Wasser. In Aristoteles’ Physik ist jedem dieser vier Elemente ein bestimmter Platz zugewiesen. Jedes bewegt sich dabei in einer natürlichen geradlinigen Bahn auf einen Ruhepunkt zu. So ergibt sich, dass irdische Bewegungen immer geradlinig sind und immer zum Stillstand kommen. Prometheus der aufmüpfige Kulturstifter Eine Reise in die Kulturgeschichte der vier Elemente, vorzugsweise des
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