Rudolf L. Reiter

Nuancen – als Teil eines über die kulturellen Grenzen hinausgehenden Schaffens.“ Prof. Franz Schilke, 2005 Reiter 1977 - „Alles was war, zieht an mir vorüber“. Plastik ist Denken, schreibt Joseph Beuys 1977 an eine seiner berühmten Wandtafeln. Im Münchner Idion-Verlag treffen Reiter und Beuys zum ersten mal aufeinander ... jedes selbstbestimmte Gestalten, angefangen beim Denken über das Reden und Handeln bis hin zur Gestaltung von Objekten und Bildern, ist plastisches Gestalten ... predigt J. Beuys Reiter – die ersten Objektkästen entstehen – von Beuys beeinflusst schafft Reiter aus Radioröhren und Holzbuchstaben und gegossenem Blei Objektkunst im Stile von Marcel Duchamp ohne den Ausdruck „Readymade“ je gehört zu haben. „Je feindseliger die Kritik, desto mehr sollte der Künstler ermutigt sein“ schreibt Duchamp im Jahre 1913. Bei der großen Retrospektive im Musterhaus am Münchner Airport zum 50. Geburtstag von Reiter, liegt die erste Druidenfigur in einem Glasschrein – „Im Wandel der Zeit die Zeitzeichen Erkennen“ – in einem Grab begraben. Perlen – Glasteile – Muscheln – Steine – vermodertes Holz – schon jetzt zeigt sich Reiters Glaube an die Wiedergeburt in Form und Stofflichkeit“. Der Grundstein für die spätere Skulptur „Glückspendler“ war geboren – 1997 schafft Reiter in einer von ihm gemischten Legierung aus Messing, Kupferanteilen und Bronze diese Skulptur. Er fühlt sich in der Rolle des Alchimisten überaus wohl – gibt die Rezeptur des Materials nie preis. Die Gestalt des Pendlers wird zur wichtigsten Skulptur Reiters. Die erste Fassung war eine aus Gips und Kreide geformte Figur, die eine Steinschleuder in der Hand hält – David, zweiter König von Israel, siegt über Goliath. Reiter verändert die Grundfigur, geschlechtlich lässt sich der Pendler gegenüber dem Muschelsucher nicht identifizieren - rechts hält er ein Pendel aus Stein in der Hand, links einen Federkiel. Einem Omen gleich schwingt gutes zu bösem Licht in die Dunkelheit – jetzt geht Reiter ganz im Gedankengut Friedrich Hölderlins auf – wird Eins mit dessen Seelen- und Gemütsleben – findet sich bestätigt - aus der Einsamkeit heraus erfindet er die Gestalt griechischer Schönheit – getragen von Zwiespalt – zwischen Wirklichkeit und Mythos. Seite I 294

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