Rudolf L. Reiter
Die Aktion steckte voller direkter Verweise und versteckter Anspielungen, die man am besten in einem Vergleich mit Beuys` berühmter Installation „Zeige deine Wunde“ im Lehnbachhaus versteht. Beide Male geht es um die Erfahrung des Todes als existenzielle Grenze, was immer noch eine Art Tabuverletzung ist. Doch während Beuys seine Installation mit zahlreichen Beigaben verrätselte, macht es Reiter dem Betrachter leichter. Er hat „Zeige deine Wunde“ ins Aktionistische gewendet, in eine kultische Handlung, die auch eindeutige Bilder verwendete: Reiter ließ sich die Augen verbinden, stellvertretend für die, die „ihre Augen verschließen“. Er zeigte anders als Beuys tatsächlich einen Toten – den Druiden als mumifizierten, archaischen Leichnam. Und er zauberte Blut auf ein unbeflecktes Leintuch. Alles das blieb eine Hommage, eine Übersetzung von Beuys, nur das später an der Atelierwand aufgespannte Leintuch verwies auf Reiter als Maler informeller Gemälde: Wie zufällig waren Flecken und Spritzer darauf verteilt, in hellem Magenta bis zu dunklem Violett – die chemischen Reaktionen des medizinischen Pulvers Kaliumpermanganat, das Reiter vorher unter dem Leintuch verteilt hatte. Markus Zehentbauer Reiter spritzt Wasser auf das Leintuch, das sich an den nassen Stellen langsam einfärbt – blutrot. Seite I 24 I 25 © Otto Christian Berger
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