Rudolf L. Reiter

Seite I 177 Lebensgefühls. Damit sind wir bei Rudolf L. Reiter, einem der wichtigen deutschen Vertreter der „romantischen Moderne“ (Schlegel prägte diesen Begriff in seinen berühmten Berliner Vorlesungen 1802 – 1805). Reiter nennt Caspar David Friedrich und William Turner seine Vorbilder. Und sie sind es auch ohne Zweifel. Aber bei Reiter ist noch etwas anderes im Spiel und das ist nicht minder beachtenswert: er entstammt einer Landschaft im Norden der Landeshauptstadt München gelegen, dem Erdinger Moos. Einer Naturlandschaft, in der die Ursprünglichkeit einer gewachsenen, in sich geschlossenen und unberührten Flora und Fauna noch erhalten geblieben ist und in der die Menschen, wie die Vorfahren Reiters, in Jahrhunderten von dieser Landschaft geprägt worden sind. Es ist eine starke Naturwelt, die hier auf die Menschen einwirkte: schwer und dunkel der Boden, viel Wasser, Moore, Nebel, auch seltene Gräser und Blumen und seltenes Getier gibt es. Am Morgen, wenn die Nebel steigen, liegt leise Schwermut über dem Moos, der Abend zaubert Irrlichter hervor – es ist die Welt der Faune und Moorgeister und es ist die verzauberte Welt einer unwirklichen Schönheit. Rudolf L. Reiter hat ein Gedicht geschrieben: „Nun hab ich sie gesehen – Die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen. Endlos ohne Horizont – endlos wie das Leben. Hab´ sie blühen, reifen und sterben gesehen. Gesät in Äckern aus Weiß blühen sie auf den Wolkenfeldern. Zur Ernte bereit – Die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen.“ Und auch diese Worte fanden wir bei Rudolf L. Reiter: „Grün leuchtet der Himmel hinter Großmutters Haus. Wie ein grüner, warmer Mantel umgibt er die sonst so herbe, ja fast abweisende Landschaft. Ich bin

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