Rudolf L. Reiter

schmerzen, weil Menschen unterschiedlich begabt sind, verschieden stark berührbar sindundsie ihreBeziehungenunterschiedlich intensivwahrnehmen. Wenn ein Mensch überraschend aus dem Leben gerissen wird, eine gute Ehegemeinschaft schlagartig endet, muss deshalb ein bis dahin als sinnvoll empfundenes Leben als gescheitert gelten? Auch wenn sich zunächst anhaltende Trauer einstellt, kann der Angehörige sein Leben auf eine andere Stufe stellen, wenn er anfängt aus dem Schmerz heraus, nach Worten für das Gefühlte zu suchen, mit den Händen zu gestalten, sich bewegen gegen die Erstarrung und aus den schmerzlichen Erfahrungen heraus im übertragene Sinn ein neues Gewand zu weben. Der Schmerz sucht nach einem konkreten Ausdruck. Den Aufruhr, den er im Innern eines Menschen verursacht, können Bilder, Gedichte, Tanz oder Musikstücke fassen, ordnen und verwandeln helfen. Trauer und Schmerz verwandeln In seinem Gedicht spricht Rudolf Reiter auch über seine Traurigkeit: „und gestern der Weg zu Ende war“. Trauer und Schmerz verwandeln sich nur langsam. „Bis dass der Tod euch scheidet“, heißt es im christlichen Eheversprechen. Eine lange Liebesgemeinschaft stirbt jedoch nicht mit dem Tod, sie bleibt vor Gott ewig bestehen. Der große anfängliche Schmerz vermag jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Partner und die Angehörigen ihr Leben weiter gestalten wollen und müssen. Tragische Ereignisse aufzuarbeiten ist die Folgeaufgabe für Angehörige und Nachkommen. Sie fordern den Menschen heraus, sich seiner zu besinnen, nachzudenken und sich nicht ins Tausenderlei oder „Anstatt“ zu flüchten. Liebe baut auf Vertrauen. Ehen beruhen auf diesem gegenseitigen Vertrauen. Vertrauen ist im zwischenmenschlichen Bereich das höchste Gut. Jeder, der Vertrauensbrüche erlebt hat, weiß wie schwierig es ist, Vertrauen neu aufzubauen. Fehlt ein vertrauter Partner plötzlich, schmerzt dies bei einer vertrauensvollen Beziehung umso mehr. Denn das Vertrauen ist ein heiliges Band zwischen Partnern. Seite I 16

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