Rudolf L. Reiter
Den guten Willen fasst Kant schließlich im kategorischen Imperativ noch einmal exemplarisch zusammen: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Maximen sind subjektive Grundsätze. Demnach könnte man auch lügen. Sittlich gut sind sie erst dann, wenn sie dem formalen Kriterium des kategorischen Imperativs entsprechen. (Philosophie, dtv-Altas, 2007) „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als (reinen) Zweck, niemals bloß als Mittel gebrauchst.“ (vgl. u.a. Kant, Metaphysik der Sitten) Einfacher sagt es nur noch das biblische Gebot der Nächstenliebe: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Kants goldene Regel ordnet das gesellschaftliche Zusammenleben wie auch das biblische Gebot der Nächstenliebe dazu beiträgt. Anders gesagt: aus einer Unglückssituation heraus möchte jeder Mensch gerettet und dabei von seinen Mitmenschen getröstet werden. Den Menschen unterstützt hier zudem sein starker Lebenswille. Die Selbstbestimmung des Menschen Als einziger Kreatur ist es dem Menschen aufgegeben, seine Stellung in der Welt bewusst zu klären und dabei zu einer sinnvollen Gestaltung einer menschenwürdigen Gesellschaft und Selbstverwirklichung beizutragen. Kant hat als Grundlage für die philosophische Reflexion darüber vier zentrale Fragen formuliert, die bis heute Gültigkeit haben: 1. Was kann ich wissen? (Metaphysik). 2. Was soll ich tun? (Moral) 3. Was darf ich hoffen? (Religion). Sie münden in der vierten Frage als Focus aller Fragen „Was ist der Mensch? (Anthropologie)“. Fragen kann nur der Mensch. Fragend kann der Mensch sich Klarheit über sich selbst und seine Welt, über die als rätselhaft empfundenen Ereignisse seiner menschlichen Innenwelt- und Außenwelt verschaffen. Philosophie versucht dabei das Ganze hinter allen Einzelwissenschaften zu ergründen – Seite I 12
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