Rudolf L. Reiter - Bilder, Objekte, Aktionen 1974-1994
"In der Begegnung mit einer Land– schaft spiegelt sich für mich die Begegnung mit ihrer Geschichte wider. Mit den Veränderungen, die sie durchlebt, mit den Menschen, die in ihr gelebt haben. Ihrem Leben, ihren Schicksalen, ihrer Geschichte. Die Spuren längst vergangener Kulturen, deren Zeichen bis in unsere Zeit hinein ihre Gültigkeit und Faszinati– on behielten. Ich schaue in die Land– schaft hinein wie in ein Land der Wiederkehr und fühle mich, als sei ich in sie zurückgekehrt. Mit den Erinnerungen an gestern und den Empfindungen von heute. " Rudolf L. Reiters Spurensuche findet ihren Niederschlag in archaisch anmutenden Werken. Fundstücke, im Sinne der Surrealisten auch objets trouves, verbindet der Künstler zu einer Assemblage. Jedes verwendete Teil, darunter Knochen, Textilreste, Holzstücke und Gipsköpfe, hat seine eigene Geschichte, die es in das Werk miteinbringt Die Einzelform ordnet sich der Gesamtform unter. Alle Teile bilden ein Ganzes, was Reiter durch den gemeinsamen Malgrund, Farben, die alle Bestandteile überziehen, erreicht. Dabei macht er sich das Prinzip der Decollage zunutze. Urformen, wie zum Beispiel das Kreuz, einerseits durch die Fundstük– ke selbst gegeben, andererseits mit der Farbe gestaltet, bestimmen die "Combine Paintings". Mit diesen plastischen Werken ver– läßt Rudolf L. Reiter die Fläche. Er schafft eine neue Ebene - den drei– dimensionalen Raum. Rudolf L. Reiters retrospektives Sichten vergangener Wirklichkeit ist nicht als Flucht vor dem Heute, son– dern als Suche nach verborgenen Zusammenhängen zu verstehen, die letztlich dem Auffinden des eigenen Selbst dient - verschüttete Erinnerungsfragmente werden dabei wiederbelebt. Rudolf L. Reiter - der Maler mit den zwei Seelen - dies war der Ausgangspunkt dieser Betrachtung. Die Dualität im Werk Reiters ist typisch für das 20. Jahrhundert, findet sich immer wieder bei Künstlern. Wenn er sich heute auch mehr zu der informellen Arbeitsweise hingezogen fühlt, so hat Reiter dennoch nicht seine herkömmliche Art der Darstel– lung, die romantische Landschaft, aufgegeben. Er erklärt dies folgender– maßen: "Die abstrakten Bilder zeigen meine Realitätsempfindungen, Erlebnisse aus meiner durchlebten Jetztzeit– unverarbeitete Sensibilisierungen, geboren durch Spontanität und vi– brierendes Farbenspiel. Das ist grob vereinfacht ein Versuch, der Abstrak– tion Namen und Inhalte zu geben. Meine Landschaften und Lichtfelder sind dagegen geboren aus der Sehn– sucht nach klassischer Ordnung und heiler Poesie. Motiviert von der Sehnsucht nach dem Unendlichen. " Neben diesen Polen gibt es einen weiteren Schwerpunkt im Schaffen Reiters - die Aktionskunst
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