Rudolf L. Reiter - Bilder, Objekte, Aktionen 1974-1994
,,Es bedarf eines größeren Glaubens und einer größeren Kraft, Unsichtba– res in freier Gestaltung sichtbar zu machen, als Sichtbares und Faßbares immer nur als solches zu bestätigen. a Den Hintergrund von Rudolf L. Reiters informellen Bildern bildet ein meist wenig differenziertes Farbgewebe, häufig aus Blautönen, das in mehreren Farbschichten über– einandergelegt ist. In einem schnellen Arbeitsgang wird darauf locker eine Schreibstruktur aufgetragen, so daß lyrische Passagen in abrupten Explo– sionen aufreißen. Der Künstler erzielt auf diese Weise eine tachistische Wirkung. Seine Malerei besteht aus spontan hingesetzten, gespritzten und geschleuderten Farbflecken. Das klassische Malen mit dem Pinsel wird dabei vermieden. Wichtig ist Reiter das Zurücknehmen der Farbe, damit durchscheinende Strukturen zur Geltung kommen. Das die Bildgrenzen sprengende "all-over painting" amerikanischer abstrakter Expressionisten um J ackson Pollock findet bei ihm keine Verwendung, wenngleich er ein dem von ihnen erfundenen "dripping" vergleichbares Verfahren benutzt, um die Farbe auf die Leinwand zu schleudern. Es malt dabei sozusagen aus ihm heraus. Allein ein relativ zügiger Malvorgang ermöglicht die Reduzierung des bewußten Gestaltungsprozesses, um mit Hilfe desUn-oder Halb– bewußten den inneren Ausdruck zu einem äußeren werden zu lassen. Rudolf L. Reiters informelle Arbeiten sind aus Raumschichten aufgebaut. Vor einem häufig dunkel ge- haltenen Grund erheben sich im Bildzentrum helle Akzente. Raum und Fläche werden durch die Farbe rhythmisiert. Die Farbe dient nicht dazu, eine Plastizität des Raumes zu erreichen, sondern wird gemäß ihrem Eigen- und Stimmungswert einge– setzt. So entstehen ausgewogene Farbgefüge mit einer graphischen Binnenstruktur, deren Schwerpunkte sich zunehmend zum Bildzentrum hin verlagern. Eine vergleichbare Kon– zentrierung in der Mitte findet sich auch bei anderen informellen Künst– lern, beispielsweise bei den zur Pariser Schule gehörenden Wols und George Mathieu. Anders als bei seinen bisherigen Werken, bei denen die Farbpalette auf gedämpfte kalte oder warme Töne Entstehung eines Bildes
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