Rudolf L. Reiter - Bilder, Objekte, Aktionen 1974-1994

nicht sein künstlerisches Interesse, was auch auf Rudolf L. Reiter zu– trifft, dem das südliche Licht zu stark ist. In der klassischen Landschaftsmale– rei war alles der immer perfekteren Beherrschung des Raums unter– geordnet - Friedrich hingegen führte durch den Nebel das auch in Werken Reiters zu findende Prinzip völliger Ungewißheit ein und äußerte sich in seinen Notizen dazu wie folgt: "Wenn eine Gegend sich in Nebel hüllt, erscheint sie größer, erhabener und erhöht die Einbildungskraft und spannt die Erwartung gleich einem verschleierten Mädchen. Augen und Phantasie fühlen sich im allgemeinen mehr von der duftigen Ferne angezo– gen als von dem, was so nah und klar vor Augen liegt. a Die wichtigste Abweichung vom bisherigen Schema der Malerei im 19. Jahrhundert war die Aussparung des Mittelgrundes - Friedrich betonte den Vordergrund und die unerreich– bare Ferne. Er suchte statt traditio– nellen, bühnenmäßig mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund komponier– ten Landschaften den natürlich wir– kenden Ausschnitt, den auch Rudolf L. Reiter bevorzugt in seinen Land– schaftsbildern verwendet. Ihre Vorbil– der hat diese Art der Darstellung in den niederländischen Landschaften des 17. Jahrhunderts, an denen sich die Dresdener Schule um Caspar David Friedrich orientierte. In seinen Gemälden ersetzt Friedrich Handlung durch Besinnung, wodurch sich auch ihr poetischer Charakter erklärt. Die ruhige Grundstimmung sowohl von seinen als auch von Reiters Werken geht nicht zuletzt auf die meist in Rückenansicht gezeigten Figuren zurück. Nicht die Personen als Individuen sind dabei wichtig, sondern das, was sie im Blick haben. Rudolf L. Reiter ist darüber hinaus der Auffassung, daß man einem Menschen, selbst wenn man ihn nur von hinten sieht, anmerken kann, in welcher Verfassung er sich befindet, so daß die Vorderansicht nicht unbe– dingt notwendig ist. Der eher traditionellen Malweise Friedrichs stand die seines Zeitge– nossen William Turner in vielen Fällen entgegen. Ziel des Engländers wurde mehr und mehr die chromati– sche Analyse des Lichts. Turner verwendet die Zerlegung des Lichts als bevorzugtes Mittel, die Land– schaft zu befragen und durch kraft– volle innere Strahlen zu verwandeln. "Reiter stellt in der Ruine von Eldena eine seiner typischen Gemälde-Sujets fotografisch nach."

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