Rudolf L. Reiter - Bilder, Objekte, Aktionen 1974-1994
fand über ihre Vermittlung Eingang in weite Bereiche der jüngeren Kunst bis hin zu Joseph Beuys. Robert Delaunay und Umberto Boccioni propagierten ungefähr gleichzeitig ihre Gedanken einer die gesamte sichtbare und unsichtbare Welt ver– bindenden inneren Dynamik und räumlichen Beziehung, Vorstellun– gen, die nach 1945 in die kosmischen Bildräume formal so unterschied– licher Künstler wie Lucio Fontana und Fritz Winter Eingang fanden. Sie spürten die Kräfte der Natur, ahnten die Mächte, die in ihr wirken. Das Verhaftetsein mit kosmischen Mächten, das Einssein mit der Natur, ist das Entscheidende bei diesen Künstlern. Die komplexen Vorgänge des menschlichen Bewußtseins und die hinter den realen Erscheinungen wirkenden Energien der Natur als innere Einheit allen Lebens mit bild– nerischen Mitteln gleichnishaft darzustellen, machten sich die Mit– glieder der deutschen Künstlergruppe ZEN 49 zur Aufgabe, der unter anderem auch Fritz Winter angehörte. Die abstrakten Bilder eines anderen Mitglieds dieser Gruppe, Rolf Cavael, sind Gleichnisse unsichtbarer Bewegungsenergien, die im Kosmos wie im Körper, im Geist wie in der Materie wirken. Das Schlüsselwort für sein Weltbild lautet "panta rhei", was so viel heißt wie: Alles ist im Fluß. Rudolf L. Reiters Anfänge sind unge– genständlich. In seinen ersten Wer– ken, kleinformatigen Arbeiten auf Papier, schuf er Farb- und Raum– strukturen, die ihre Herkunft aus dem Erdinger Moos nicht verleugnen können. Lediglich ein als Horizont zu deutender Bereich in der oberen Bildhälfte stellt den Bezug zu einer gegenständlichen Landschaft her. Die ablehnende Reaktion seiner Umwelt auf diese Arbeiten führte dazu, daß sich Reiter der Gegen– ständlichkeit verschrieb. Er wollte beweisen, daß er malen konnte. Der Künstler setzte sich immer noch mit seiner heimatlichen Landschaft, dem Erdinger Moos, "Ein Acker ist kein Feld" Öl auf Papier, 15 x 19 cm 1971
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