Rudolf L. Reiter - Bis unsere Leben wieder eins sind
nen, wozu die Natur Denken oder Fühlen inspiriert." Reiter beginnt bereits Anfang der 80er Jahre sich vom Gegen– ständlichen zu entfernen. Allmäh– lich vereinfachen sich seine For– men, er experimentiert mit Farben und räumlichen Relationen. Ab– strahierte Natur, biomorphe Ab– straktion und individuelle Visionen sind nun die Motive seiner Kunst. "Der abstrakte Expressionismus birgt in seinem Wesen eine unge– heure Energiemenge." Reiter wen– det sich der nicht-figurativen Ma– lerei zu. Im Laufe der Schaffens– jahre des Künstlers nimmt sein Drang, die Seele des Menschen darzustellen, zu. Mehr und mehr werden es die menschlichen Stirn– mungen, die seelischen Freuden und Qualen, die Tugenden und La– ster, die Gefühle und Erinnerun– gen, die Reiters Motive bedeuten. Über allem steht Reiters Grund– philosophie: der Glaube an die Wiedergeburt, die Reinkarnation. Im Jahr 1986 kehrt Reiter zur abstrakten Malerei zurück. "Ineinandergehende Farbräume entstehen und es kristallisieren sich mitunter scheinbar organi– sche Formen heraus. Erzählen von Kosmen und jenseitigen Welten, zeigen eine Unzahl von vorherge– gangenen Metamorphosen auf' (Rudolf L. Reiter 1996). Reiter empfindet dabei die Loslösung von der realen und figurativen Form nicht als Verlust objektbezogener Motive, sondern als Konzentration auf die Farbkompositionen und Farbrhythmik als wesentliche Aus– drucksformen. Es entstehen informelle Bilder. Die Bezeichnung "art informel" geht auf eine Wortprägung von Frühe Arbeit- Öl auf Papier, 1974 Michel Tapie zurück, der um 1950 erstmals von der "Bedeutsamkeit des Formlosen" bei der Interpreta– tion von Malerei spricht. In diesem Stadium seines Schaf– fens hat Rudolf L. Reiter immer wieder mit dem Vorurteil zu kämpfen, der Bedeutungsgrad eines Kunstwerks sei am Darstel– lungscharakter zu messen. Viele Liebhaber seiner bisherigen Kunst sprachen den nun entstehenden gegenstands- und formlosen Gemälden Reiters den Kunstcha- 13 rakter generell ab, andere ver– suchten in den abstrakten Bildern versteckte Motive und schemen– hafte Aussagen zu erkennen. Generell darf die informelle Kunst niemals losgelöst zu sehen sein, von der Person des Künstlers. Die Biographie des Malers ist Teil des Verständnisses vom Kunst– werk, da im informellen Kunst– werk Denken und Handeln des Künstlers verschmelzen. Das Kunstwerk braucht eine Geschich– te, da es ein Teil eines Menschen-
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