Rudolf L. Reiter - Bis unsere Leben wieder eins sind
RUDOLF L. REITER DIE BEDEUTSAMKElT DES FORMLOSEN Kein Zeitraum in den nunmehr über dreißig Jahren des freischaf– fenden Künstlers Rudolf L. Reiters ist bewegter und faszinierender als die Jahre um die Jahrtausend– wende. Auf der unentwegten Suche nach neuen Ausdrucksfor– men und Inhalten seiner Kunst hat sich Reiter in dieser Zeit, übrigens in biographischer Analogie zu vie– len anderen modernen Künstlern, nicht allein mit einem Wechsel sei– ner Motive begnügen können. Er hat vielmehr mit dem Übergang von der gegenständlichen zur ab– strakten oder genauer zur infor– mellen und tachistischen Kunst einen fundamentalen Wandel sei– nes originären Malstils vollzogen. Die jüngste Schaffensperiode Reiters stellt damit nach der Ein– schätzung des Künstlers, wie auch seiner kunstinteressierten Umge– bung, einen neuen Höhepunkt in seiner künstlerischen Entwicklung dar. Zwar hat R. L. Reiter bereits in den 70er Jahren abstrakte Gemälde geschaffen. Diese frühen Werke Rei– ters zeichnen sich durch nichtgeo– metrische Malinhalte ohne komposi– tionelle Normen aus. "Nicht das Er– gebnis meines Schaffens, sondern der Malprozeß selbst, in dem ich den Kräften aus dem Unterbewußt– sein, meinen Empfindungen und Ge– fühlen und allen meinen tief in mir verankerten Energien freien Lauf lasse, ist mir bei meiner Kunst das wichtigste ... " (R. L. Reiter 1972). Bereits in den späten 70er Jah– ren fand Rudolf L. Reiter zu einem Malstil, der ihm in der Kunstwelt den Rang eines der wichtigsten Ver– treter der romantischen Moderne zukommen ließ. Selbst die klassi– sche Schaffensphase Reiters war je– doch stets geprägt von der Intention des Malers, seinen Objekten über ihre bloße realistische Darstellung hinaus eine tiefe Bedeutung zu ver– leihen. Die Landschaften des Rudolf L. Reiter sind keine Abbildungen nach der Natur, keine Pleinair-Malereien nach herkömmlicher Definition, sondern subjektiv empfundene Landschaften und Naturausschnit– te. Auch fmden sich darin immer wieder symbolhafte Elemente, ins– besondere als einfache geometri– sche Formen, die eine abstrakte Stilaffmität des Künstlers andeuten. Durch versteckte Symbole, ver– schleierte Sequenzen, schemen– hafte Andeutungen und Sfumato– Malerei definiert Reiter seine Landschaftsbilder als materiali– sierte Abbilder der Erinnerung und Visionen. Der Betrachter er– fährt durch die Bilder somit einen unmittelbaren Einblick in das See– lenleben des Künstlers. Der Künstler Reiter sucht die Verbindung zur Natur und eine Verbindung zu den Kräften des Kosmos. Aus den Kräften des Uni– versums und der Natur versucht 12 Reiter seine Energie und seine Kraft zu schöpfen. Die Gewalten und Kräfte des Planeten Erde und der schöpferische Akt des Künst– lers werden zu einem sichtbaren Ergebnis geführt. Beim Versuch der Umsetzung dieser gedankli– chen Motive des Künstlers stößt der Künstler zwangsläufig an die Grenzen der realistischen Darstel– lungsmöglichkeit Er ist bestrebt, durch die Erweiterung des künst– lerischen Entstehungsprozesses in Form einer Einbeziehung elemen– tarer Naturkräfte und -energien zu einer Auflösung dieser Limita– tion zu gelangen. Reiters Kunstinterpretation steht damit in der Tradition des abstrakten Künstlers Stuart Davis, der schon 1935 schrieb: "Kunst ist nicht (und war nie– mals) ein Spiegelbild der Natur. Jede Bemühung, die Natur zu imi– tieren, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kunst ist ein Verstehen und Deuten der Natur, entsprechend dem verwendeten Medium. Bei unseren Anstrengun– gen, das Verständnis von Natur in Kunst umzusetzen, wird man immer die Grenzen unserer Dar– stellungsmittel im Auge behalten müssen. Unsere Bilder können nur eine Form des Ausdrucks parallel zur Natur sein - und Parallelen treffen sich nicht. Man soll nie ver– suchen, Nichtnachahmbares nach– zuahmen, nur ständig aufzeich-
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