Rudolf L. Reiter - Bis unsere Leben wieder eins sind
"Es gehört zum Wesen der Kunst, daß sie die Realität zu ge– steigertem Ausdruck bringt und einen geheimen Sinn der Natur enthüllt, den zu finden oder zu er– dichten dem Menschen ein uraltes Bedürfnis ist" (H. Hesse). In der persönlichen Kunstge– schichte des Rudolf L. Reiter findet sich der Beginn der 90er Jahre mit der Schaffung von Landschaftsin– stallationen, Skulpturen und Plasti– ken eine weitere Kunstform, die seine künstlerische Arbeit um eine Dimension erweitert. Es ist zum einen die Bereicherung im direk– ten Sinn, hat sich doch die Kunst des Künstlers Reiter von der Zwei– dimensionalität in die Dreidimen– sionalität gesteigert. Zum anderen handelt es sich auch um eine Be– reicherung im übertragenen Sinn, da das künstlerische Schaffen Rei– ters nun eine neue Variante bekam und um eine wesentliche eigen- ständige Darstellungsform erwei– tert wurde. Rudolf L. Reiter hat seiner Kunst mit der Versetzung seiner Zeichen und Figuren von der Fläche in den dreidimensiona– len Realraum neue Facetten, neue Perspektiven und Ausdrucksfor– men sowie eine erweiterte Sprache hinzugefügt. Trotz der neuen Fa– cette in seinem Schaffen bleibt Ru– dolf L. Reiter sich selbst treu. Die Motive, die den Grenzgänger, den Philosophen, den Menschen Reiter bewegen, fmden sich nun auch in den Skulpturen wieder. Denn alles fließt, wandelt und verwandelt sich, nichts geht verloren, "alles Vollendete fällt heim zum Uralten", die Figuren-Körper wachsen aus– und ineinander - werden sichtbar, erlebbar. Die Themen Wiederge– burt, Metamorphose und Transfor– mation sowie philosophische Er– klärungen und Seelenbilder wur– zeln in den Motiven Reiters. Das 112 Material, das der Künstler für seine Modelle - seine Originalpla– stiken - verwendet, kommen sei– ner Absicht mit jedem Werk Gefühl zu zeigen und somit seine Innen– welt sichtbar zu machen, sehr ent– gegen. Es sind in der Hauptsache weiche Materialien, die sich for– men lassen, wie Wachs, Gips, Stein und Ton, die sich kneten, formen und biegen lassen. Materialien, die auf das Gefühl des Künstlers rea– gieren. Was für Reiters Malerei gilt, trifft auch auf sein plastisches Gestalten zu: Die Plastiken entste– hen nicht aus einem formalen Kal– kül, sondern resultieren als Wege der Findung und Erkenntnis im Arbeitsprozeß: "... und jedes Bild wird gestaltet, während es vor– überzieht ... " (Ovid, Metamorpho– sen). Dr. Heike K. Schmidt-Kronseder Kunstwissenschaftlerin
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