Rudolf L. Reiter - Bis unsere Leben wieder eins sind

SCHADE, DASS GROSSMUTTER NICHT MEHR IST In der Ferne lag der Hof. Großmutter und ich waren oft dort gewesen. Sie nähte - eine Taufe stand ins Haus. Allerelei Wäsche wurde benötigt. Wenn ich heute an dem Hof vorbeikomme, sehe ich Metallfenster in den kühlen Mauern. Eine Störnäherin wird nicht mehr gebraucht, denn die Wäsche bestellt man wohl per Katalog. Meine Erinnerungen sind wach geblieben. Der Anger erinnert an fröhliche Kindertage, als Klein-Resi mir von der Mutter selbstgebackene Schmalznudeln schenkte. Die alte Nähmaschine steht heute als Utensil in einer Kellerbar. Die Spuren der harten Arbeit sind verwischt. Mancher Tropfen Blut- von Großmutter beim Einfädeln des Garns verloren - ist längst nicht mehr sichtbar. Wenn ich die Augen schließe, häre ich das monotone Geräusch des Nähens. Ich vermisse es schmerzlich. Und ich denke, schade daß Großmutter nicht mehr ist. RUDOLF L. REITER

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjk=