Rudolf L. Reiter - Bis unsere Leben wieder eins sind
man bei schönem Wetter genießt oder nur noch im Museum betrachtet oder eben in den Bildern der Roman– tiker - und das Ergebnis war die Zerstörung unserer Naturwelt. Zugleich sind aber in den letzten zwei Jahr– zehnten in Deutschland Rückbesinnungen lebendig geworden, das »Zurück zur Natur« bekam einen neuen Sinn. So finden wir jetzt bei uns vielfältige »romantische« Arbeiten junger Künstler. Wir erkennen darin nicht die Abwendung von der Gegenwart, sondern vielmehr das Bewußtwerden eines geänderten Lebensgefühls. Damit sind wir bei Rudolf L. Reiter, einem der wich– tigen deutschen Vertreter der »romantischen Moderne« (Schlegel prägte diesen Begriff in seinen berühmten Berliner Vorlesungen 1802-1805). Reiter nennt Caspar David Friedrich und William Turner seine Vor– bilder. Und sie sind es auch ohne Zweifel. Aber bei Reiter ist noch etwas anderes im Spiel und das ist nicht minder beachtenswert: er entstammt einer Landschaft im Norden der Landeshauptstadt München gelegen, dem Erdinger Moos. Einer Naturlandschaft, in der die Ursprünglichkeit einer gewachsenen, in sich geschlos– senen und unberührten Flora und Fauna noch erhalten geblieben ist und in der die Menschen, wie die Vor– fahren Reiters, in Jahrhunderten von dieser Landschaft geprägt worden sind. Es ist eine starke Naturwelt, die hier auf die Menschen einwirkte: schwer und dunkel der Boden, viel Wasser, Moore, Nebel, auch seltene Gräser und Blumen und seltenes Getier gibt es. Am Morgen, wenn die Nebel steigen, liegt leise Schwermut über dem Moos, der Abend zaubert Irrlichter hervor - es ist die Welt der Faune und Moorgeister und es ist die ver– zauberte Welt einer unwirklichen Schönheit. Rudolf L. Reiter hat ein Gedicht geschrieben: Nun hab ich sie gesehen- die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen. Endlos ohne Horizont- endlos wie das Leben. Hab' sie blühen, reifen und sterben gesehen. Gesiit in Äckern aus Weiß blühen sie auf den Wolkenfeldem. Zur Ernte bereit– die Äcker und Felder, in denen die Seelen ruhen.
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